Ratgeber Segeljacken – wie funktionieren die einzelnen Schichten?

 

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Es gibt kein schlechtes Wetter – es gibt nur die falsche Kleidung!
Wer hat diesen Satz nicht schon einmal zu hören bekommen, wenn das Wetter bei einer Unternehmung mal nicht so ganz mitspielen wollte. Dabei ist es gar nicht so einfach, sich bei all der Auswahl im Bereich Funktionsbekleidung zurecht zu finden!

Denn die wenigsten Personen kennen sich mit den verschiedenen Materialtechnologien, Beschichtungen und Kunstfasern aus – schon allein, weil sich der Bereich der Funktionsmaterialien rasant weiterentwickelt. Doch die beste Bekleidung kann nicht funktionieren, wenn man sie falsch anwendet.

Daher wollen wir von 12seemeilen.de dir im Folgenden die einzelnen Schichten für Segeljacken erklären.

 

Wenn man auf der Suche nach einer Segeljacke ist, muss man zuallererst erkennen: Die eine Segeljacke gibt es nicht!

Denn gerade der Segelsport erstreckt sich über verschiedene Arten: Regattarennen, Tagestörns, Schönwetter-Segler, Chartertouren, Offshore-Segeln – die Liste lässt sich noch beliebig erweitern. All das mit einer Segeljacke abzudecken ist nahezu unmöglich. Man sollte sich also im Vorfeld selbst einige Fragen zum eigenen Segelverhalten stellen, um die richtige Jacke zu finden.

 

Funktionen

Wie der Name schon sagt, erfüllt Funktionsbekleidung einige Funktionen: Zum einen wird entstehende Körperfeuchtigkeit nach außen transportiert. So bleibt der Körper möglichst trocken und kühlt nicht so schnell aus. Dadurch wird gleichzeitig der Tragekomfort erhöht, denn niemand ist gerne in nasser Bekleidung unterwegs.
Daher besteht Funktionsbekleidung im besten Fall aus schnelltrocknenden Materialien, die die Feuchtigkeit nicht speichern.
Zum anderen sollen funktionelle Kleidungsstücke vor den äußeren Wetterbedingungen wie Wind und Regen schützen und den Träger so zusätzlich trocken halten. Dafür muss darauf geachtet werden, dass die Jacken wirklich wasserdicht sind und nicht nur wasserabweisend. Zusätzlich sollte auf Winddichtigkeit geachtet werden.

Eine sehr hohe Wind- und Wasserdichtigkeit geht jedoch leider zu Lasten der Atmungsaktivität, da die Beschichtung dann so gut ist, dass auch kleine Dampftropfen nicht mehr so leicht durch das Material kommen. Das heißt, die Körperfeuchtigkeit kann schlechter nach außen transportiert werden. Für Offshore-Törns und Segelreisen bei kälteren Temperaturen ist es allerdings ratsam, auf einen besseren Schutz von außen zu achten und dementsprechend einen Verlust der Atmungsaktivität hinzunehmen.

 

 

Die einzelnen Schichten

Diese Atmungsaktivität ist allerdings auch nur dann gegeben, wenn man die einzelnen Schichten richtig einsetzt. Denn nur wenn alle drei Schichten auf Funktion ausgelegt sind, können die atmungsaktiven und schnelltrocknenden Fähigkeiten voll zum Tragen kommen. Die drei Schichten unterteilen sich in:

Baselayer

Die unterste bzw. erste Schicht, hauptsächlich bestehend aus Funktionsunterwäsche, hat zur Aufgabe, entstehende Körperfeuchtigkeit nach außen weiterzugeben, damit der Körper weitestgehend trocken bleibt und nicht auskühlt.

Je nach Temperatur und Einsatzgebiet greift man auch zu Materialien, die zusätzlich eine wärmende Eigenschaft besitzen – wenn sie beispielsweise Merinoanteile enthalten.

Segeljacken selbst gibt es nicht als Baselayer, da man unter Jacken im Regelfall etwas drunter zieht. Die Schicht(en) unter der Jacke sollten allerdings wie vorher erklärt unbedingt atmungsaktiv sein, damit die Segeljacken funktionieren können.

Midlayer

Die mittlere bzw. zweite Schicht. Sie wird auch Isolationsschicht genannt, da ihre Hauptaufgabe darin besteht, den Körper warm zu halten und die Feuchtigkeit, die von der ersten Schicht stammt, weiter nach außen zu transportieren.

Als Midlayer eignen sich nicht nur Jacken, sondern je nach Jahreszeit und Einsatzgebiet auch Longsleeves, T-Shirts und Pullover. Für wärmere Temperaturen ist der Midlayer meistens vollkommen ausreichend, sodass man gar keine dritte Schicht mehr benötigt. Bei Midlayer-Segeljacken eignen sich besonders Fleece und Softshell als Material, da das Material aus Kunststofffasern eine hervorragende Isolationsschicht darstellt.

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Fleece ist dabei besonders als Wärmeschicht einzusetzen, da die Struktur dieser Fasern einen idealen und hohen Wärmespeicher bietet, der dafür sorgt, dass die Körperwärme lange im Material gespeichert wird, sodass man nicht allzu schnell auskühlt. Beim Kauf einer Fleecejacke sollte man auf die Dicke bzw. Dichte des Materials achten, die in Gramm pro Quadratmeter gemessen wird.

Je höher die Grammzahl, desto dichter ist die Jacke und umso besser schützt sie vor Wind und Kälte. Mit anderen Worten: Ein 360er-Fleece hält deutlich wärmer als ein 200er-Fleece. Fleece kann bei kleineren Regenschauern wasserabweisend sein – je nach Verarbeitung und Material – bietet prinzipiell aber keinen umfassenden Wasserschutz. Dafür sollte man eine Hardshell-Segeljacke oder eine gute Softshell-Jacke dabei haben.

 

Softshell als Midlayer-Material bietet zwar auch Wärme, allerdings nicht direkt durch das Material, sondern eher durch die Winddichtigkeit, die diese Jacken innehaben. Allerdings sind Softshelljacken in der Regel mit einem Innenfutter aus Fleece oder ähnlich wärmenden Materialien ausgestattet, damit auch die Körperwärme optimal genutzt wird. Softshelljacken sind vielseitig einsetzbar, auch sie können als äußerste Schicht getragen werden und vor kleineren Regenschauern einen ausreichenden Schutz bieten. Durch das weiche Material sind diese Jacken sehr bequem, sodass sie sich optimal für körperliche Arbeiten an Bord eignen.

Doch auch bei der Softshelljacke gilt: eine vollkommene Wasserdichtigkeit ist bei Softshell nicht gegeben, dafür muss man zu einer richtigen Wetterschutzjacke – dem sogenannten Toplayer – greifen, die mit verschweißten Nähten und wasserdichten Reißverschlüssen für einen umfassenden Schutz vor Nässe bietet. Gerade bei Fleece gibt es verschiedene Bezeichnungen für die verschiedenen Arten: Polartec® oder TecnoWool® bezeichnen ebenfalls Fleecematerialien. Auch Softshell-Jacken gibt es mit verschiedenen Beschichtungen oder Technologien, die von den jeweiligen Herstellern speziell entwickelt wurden.

 

Toplayer

Die äußere bzw. dritte Schicht. Sie bildet die sogenannte Schutzschicht, die einen optimalen Wetterschutz bietet: Wind, Regen und Gischt können durch das Hardshell-Material nicht nach innen dringen. Gleichzeitig sollten gute Hardshell-Jacken eine gewisse Atmungsaktivität bieten, damit die Feuchtigkeit, die von den unteren Schichten weitertransportiert wurde, auch wirklich nach außen gelangt.

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Zu diesem Zweck bestehen Toplayer-Jacken aus innovativen Materialtechnologien und speziellen Membranen, die von außen so kleine Poren haben, dass Wassertropfen nicht durchkommen, Körperdampf von innen aber entweichen kann. Hardshell-Segeljacken bieten demnach keinen direkten Wärmeschutz, da Toplayer-Jacken grundsätzlich nicht gefüttert sind.

Bei den Segeljacken der Toplayer-Kategorie gibt es allerdings je nach Einsatzgebiet auch Unterschiede im Material und den Funktionsdetails, da Inshore-Segeljacken beispielsweise andere Anforderungen erfüllen müssen als Jacken fürs Offshore-Segeln, wo man als Segler noch einmal ganz anderen Bedingungen ausgesetzt ist.

Daher sollte man beim Kauf unbedingt darauf achten, für welches Gebiet die Segeljacke geeignet ist, damit man im Nachhinein nicht enttäuscht ist, dass die Jacke den gestellten Anforderungen nicht gerecht wird.

Bedingungen

Wichtig bei Funktionsbekleidung ist also, dass wirklich alle Schichten das gleiche Ziel verfolgen: Absoluter Schutz vor Regen, Wasser und Wind bei gleichzeitiger hoher Atmungsaktivität.

Nur so entstehen hohe Performancewerte. Sobald eine der Schichten nicht darauf ausgelegt ist, bricht die Funktionalität ein. Wobei man beachten sollte, dass eine hohe Wasser- und Winddichtigkeit immer zu Lasten der Atmungsaktivität geht.

Zusätzlich gibt es einen weiteren Punkt, der in Bezug auf Performancewerte und Atmungsaktivität zu beachten ist: es muss ein Temperaturunterschied zwischen außen und innen vorliegen, nur so kann der Feuchtigkeitshaushalt unter der Jacke ausgeglichen und nach außen transportiert werden.

Das bedeutet: Je wärmer es draußen ist, desto schlechter funktioniert die Regulierung des Körperklimas durch Funktionsjacken.

 

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