Der fliegende Holländer

Riesige Kraken, die ganze Schiffe auf den Meeresgrund ziehen, Seeungeheuer, die die halbe Crew verschlingen, Nixen, die ahnungslose Seeleute betören und auf den Meeresgrund ziehen – schon seit Jahrhunderten erzählen sich Seemänner auf der ganzen Welt Geschichten von ihren Erlebnissen auf hoher See. Aberglaube, gepaart mit Fantasie und hin und wieder einem Fünkchen Wahrheit – so entstanden die Sagen und Legenden um gruselige Geisterschiffe und Klabautermänner, denen heutzutage zwar keiner mehr Glauben schenkt, die aber nach wie vor sehr unterhaltsam sind. Passend zu Halloween wollen wir daher heute einmal selbst ein bisschen Seemannsgarn spinnen.

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Eine der wohl bekanntesten und gruseligsten Meersagen ist die des fliegenden Holländers. Sie handelt von einem niederländischen Kapitän, der im 17. Jahrhundert bei dem Versuch, das Kap der guten Hoffnung zu umschiffen, verflucht wird. Damals galt dieses Gewässer unter den Seemännern als besonders gefährliches Gebiet, in dem sie oft wochenlang gegen Stürme ankämpfen mussten und nicht selten kenterten. In einer der zahlreichen Versionen des fliegenden Holländers spielt der Niederländer Bernard Fokke die Hauptrolle. Er legte die Handelsroute von den Niederlanden nach Java, die am Kap der guten Hoffnung vorbeiführte, für die damaligen Verhältnisse jedes Mal in sehr kurzer Zeit zurück, wodurch er sich schnell einen Namen bei anderen Seglern machte. Dabei segelte Fokke selbst bei starkem Wind fast ausschließlich mit vollen Segeln, was eher ungewöhnlich war, da die meisten Masten zum damaligen Zeitpunkt bei gesetztem Segel stärkeren Winden kaum standhalten konnten. Während der Holländer lediglich Rahen um den Mast drehte, um so dessen Stabilität zu verbessern, waren sich die Menschen sicher, dass er einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte und nur so schnell segeln konnte, weil er mit seinem Schiff über das Wasser flog. Daher stammt auch der Begriff „fliegender Holländer“. Der Legende nach kämpfte er bei seiner letzten Fahrt, von der er nicht mehr wiederkehrte, mehrere Wochen lang am Kap gegen Stürme und die raue See an. In einem Wutanfall soll er Gott beschimpft und dabei verkündet haben, dass er nicht eher ruhen würde, bis er das Kap umsegelt hat. Als Bestrafung für die Gotteslästerung wurde er dazu verdammt, bis zum jüngsten Tag auf den Weltmeeren zu segeln, ohne dabei in einen Hafen einlaufen zu können. Lediglich alle zehn Jahre darf er für einen Tag seine Irrfahrt unterbrechen und an Land gehen. Erlöst wird er nur von dem Fluch, wenn er bei seinem Landgang eine Frau findet, die sich in ihn verliebt.

Vor allem über das Geisterschiff des fliegenden Holländers kursierten wilde Gerüchte und Geschichten, die selbst den härtesten Seemann in Angst und Schrecken versetzen konnten. So soll das Schiff urplötzlich aus den Tiefen des Meeres auftauchen oder aber mehrere Meter über den Wellen schweben. Die Segel sind blutverschmiert und der Rumpf sowie der Mast werden von kleinen Blitzen umhüllt. Darüber hinaus kann das Geisterschiff selbst bei Flaute und sogar rückwärts segeln. Das Schiff wurde früher auf allen sieben Weltmeeren gefürchtet, da eine Begegnung mit dem fliegenden Holländer als ein schlechtes Omen gedeutet wurde und ein Unglück für die eigene Mannschaft oder gar einen Untergang des eigenen Schiffs ankündigte.

Im 19. Jahrhundert haben sich mehrere Berichte zur angeblichen Sichtung des fliegenden Holländers gehäuft, denen ein Unfall auf dem jeweiligen Schiff gefolgt war.

Wer also einen Segeltörn für den nächsten Sommer plant, sollte sich gut überlegen, ob er sich an der Spitze Südafrikas vorbei wagt – nicht dass auf einmal der fliegende Holländer aus den Meerestiefen auftaucht oder an einem vorbei schwebt 😉

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