DIE PASSENDE SEGELJACKE
Schichten, Material, Besondere Anforderungen
Eine gute Segeljacke ist absolut unverzichtbar auf einem Törn, denn die Wetterbedingungen auf dem Wasser können sich deutlich von denen an Land unterscheiden. Damit man für jede Eventualität ausgestattet ist, gibt es für jedes Wetter, jedes Segelrevier und jeden Geschmack die richtige Jacke – natürlich für Damen und für Herren.
Vor dem Kauf einer Segeljacke sollte man das eigene Segelverhalten analysieren und einige Fragen beantworten: Wie und was segelt man – Regattarennen oder eher Törns? Wie lange sind die unternommenen Törns in der Regel? Bei welchem Wetter finden die Törns meistens statt? Auf welchen Gewässern ist man unterwegs?
Bei der riesigen Auswahl an Segeljacken ist es wichtig, sich darüber im Voraus klar zu sein, damit man nach dem Kauf nicht unzufrieden ist, weil die gekaufte Jacke die gestellten Anforderungen nicht erfüllt. Mit diesem Leitfaden von 12seemeilen.de sollen die wichtigsten Aspekte beim Kauf einer Segeljacke erklärt werden und eine übersichtliche Darstellung angeboten werden. So verliert man nicht den Überblick und kann sich bewusst für eine Segeljacke entscheiden.
Die einzelnen Schichten bei Funktionsbekleidung
Bei funktioneller Outdoor- und Sportbekleidung wird üblicherweise in drei Schichten unterteilt, die wie das Zwiebelprinzip funktionieren. Nur wenn die einzelnen Schichten alle auf Funktionalität abgestimmt sind, ist der richtige Wetterschutz bei höchster Atmungsaktivität gewährleistet. Denn jeder Sportler und Segler weiß, dass man am liebsten so trocken wie möglich bleibt – sowohl von außen als auch direkt am Körper.
Bei den drei Schichten verhält es sich so, dass die erste und die zweite Schicht hauptsächlich für Wärme sorgen und die äußerste Schicht die Wettereinflüsse abhält. Die unterste bzw. 1. Schicht wird Baselayer genannt: Sie setzt sich in der Regel aus Funktionsunterwäsche zusammen, die zur Aufgabe hat, die entstehende Körperfeuchtigkeit nach außen zu leiten und so den Körper möglichst trocken zu halten. Dafür muss das Material atmungsaktiv und schnelltrocknend sein.
Als Midlayer wird die mittlere oder auch 2. Schicht bezeichnet, die aus Shirts, Longsleeves oder (dünnen) Jacken besteht. Diese Schicht ist zum einen ebenfalls dafür da, die Körperfeuchtigkeit nach außen zu transportieren. Zum anderen – und das ist besonders wichtig – ist diese Schicht für die Wärmeregulierung zuständig: sie sorgt dafür, dass der Körper warm bleibt. Bei gutem Wetter und wärmeren Temperaturen ist der Midlayer oft ausreichend als äußerste Schicht, sodass man gar keinen Toplayer braucht.
Als Toplayer oder 3. Schicht wird die äußerste Lage bezeichnet, zu der Ölzeug, Schlechtwetter-Kleidung und feste Jacken gehören. Ihre Aufgabe ist es, die äußeren Wettereinflüsse abzuhalten. Daher muss sie absolut wasserdicht und winddicht sein und gleichzeitig die Körperdämpfe, die von der ersten und zweiten Schicht weiter transportiert worden sind, nach außen durchlassen.
Im Folgenden wird die mittlere und die äußerste Schicht noch einmal genauer erklärt, da es bei Segeljacken nur Mid- und Toplayer Jacken gibt und wir daher in diesem Zusammenhang die 1. Schicht vernachlässigen.
Die Isolationsschicht
Softshell und Fleece
Die Schutzschicht
Anforderungen und Besonderheiten
An eine Segeljacke werden – je nach Einsatzgebiet und Schicht – unterschiedliche Anforderungen gestellt. Offshore-Jacken sollten noch besser auf äußere Wettereinflüsse reagieren und daher noch wasser- und winddichter sein. Aufschluss über die Möglichkeit wasserabweisend oder wasserdicht zu sein, gibt die sogenannte Wassersäule. Sie gibt an, welchem Wasserdruck das jeweilige Material standhalten kann. Je höher der Wert in mm, desto wasserdichter ist das Material. Nach EU-Richtlinien gilt ein Stoff bereits als wasserdicht, wenn die Wassersäule 800mm beträgt.
Dieser Wert ist aber als ein absolutes Minimum zu sehen. In der Praxis sind die Anforderungen an eine Bootsjacke viel höher. Um auch auf längeren törns vor Regen, Spritzwasser und Feuchtigkeit geschützt zu sein, sollte eine gute Offshorejacke eine Wassersäule von mindestens 15000mm haben. Bei sehr guten Jacken kann dieser Wert bis zu 30000mm betragen.
Das Material von Offshore-Jacken ist dreilagig und besticht zumeist durch innovative Membrantechnologien, die auch bei kalten und anstrengenden Bedingungen für ein angenehmes Körperklima sorgen.
Wasserdichtigkeit
Prinzipiell sollte man bei einer Toplayer-Segeljacke darauf achten, dass sie nicht nur wasserabweisend, sondern wirklich wasserdicht ist. Denn Wasserkontakt lässt sich auf dem Boot oft nicht vermeiden – spätestens nachdem man einen Regentag beim Segeltörn erwischt hat, weiß man, wie wichtig eine wasserdichte Jacke ist.
Typische „Schwachstellen“ sind dabei die Reißverschlüsse und Nähte, die bei herkömmlichen Jacken oft das Wasser durchlassen. Damit das nicht passiert, verfügen wasserdichte Jacken über getapte bzw. verschweißte Nähte. So wird sichergestellt, dass kein Wasser durch die Nahtlöcher eintreten kann. Bei Midlayer-Jacken sind die Reißverschlüsse ähnlich wie die Nähte oft verschweißt bzw. laminiert und lassen so kein Wasser eindringen. Nur mit verschweißten Nähten und Reißverschlüssen kann man von einer wasserdichten Jacke sprechen – vorausgesetzt, das Material ist ebenfalls wasserdicht.
Die Reißverschlüsse bei Toplayer-Jacken verfügen zudem oft über eine (doppelte) Sturmflappe, sodass dort weder Wind noch Wasser eindringen können. Aufgesetzte Taschen sind naturgemäß nicht wasserdicht und sollten daher über ein Drainage-System verfügen, durch welches das eintretende Wasser schnell wieder austreten kann und sich nicht in der Tasche sammelt.
Winddichtigkeit
Neben der Wasserdichtigkeit spielt auch die Winddichtigkeit eine große Rolle bei Outdoor- und Segeljacken. Denn ungeschützt auf dem Wasser fühlt sich der Wind oft noch kälter an. Über die winddichte Eigenschaft verfügen nicht nur Toplayer-Segeljacken, sondern auch Segeljacken aus Fleece und Softshell können und sollen Wind abhalten und dadurch vor zu schneller Auskühlung schützen. Allerdings sinkt mit steigender Winddichtigkeit die Atmungsaktivität – dieses Detail sollte man bei der Kaufentscheidung berücksichtigen.
Atmungsaktivität
Ein nicht zu unterschätzendes Detail, denn Funktionsbekleidung sollte unbedingt atmungsaktiv sein! Das gehört zu den wichtigsten Aufgaben, egal, ob es sich um eine Jacke, Hose oder Funktionsunterwäsche handelt. Und nur wenn jede Schicht aus atmungsaktiven Materialien besteht, ist eine optimale Wärmeregulierung und ein Feuchtigkeittransport von innen nach außen gewährleistet. Das bedeutet, das die teuerste und professionellste Jacke nichts bringt, wenn darunter Baumwoll-Shirts oder -Pullover getragen werden. Ist jede Bekleidungsschicht atmungsaktiv, wird die Kleidung nicht durchnässt und der Körper kann nicht so einfach auskühlen. Der Tragekomfort wird durch ein angenehmes Körperklima zusätzlich erhöht.
In diesem Zusammenhang ist es außerdem sehr nützlich, wenn die Bekleidung schnelltrocknend ist. Gerät man einmal etwas mehr ins Schwitzen oder es schüttet auf dem Törn wie aus Eimern, sorgt das schnelltrocknende Material dafür, dass das Wasser nicht in das Material eindringen kann und so schneller wieder trocken ist. Diese Eigenschaft sorgt ebenfalls für einen besseren Wärmehaushalt.
UV-Schutz
Der UV-Schutz ist eine relativ neue, aber umso wichtigere Funktion für Outdoor-Bekleidung. Gerade bei Segelbekleidung ist der Sonnenschutz nicht zu unterschätzen, denn jeder Wassersportler weiß, dass man sich auf dem Wasser noch schneller einen Sonnenbrand holen kann als an Land – zum einen durch die Wasserreflektion, zum anderen findet man auf dem Wasser schwer eine schattige Stelle und ist die meiste Zeit ungeschützt unter freiem Himmel. Daher verfügen viele Base- und Midlayer-Kleidungsstücke über einen im Material integrierten UV-Schutz von bis zu 50. So hat man grundsätzlich einen kleinen Schutz, auch wenn man mal die Sonnencreme vergessen hat. Bei schwerem Ölzeug und anderen Toplayer-Jacken erübrigt sich diese Funktion, da solche Jacken jegliches Wetter – also auch Sonneneinstrahlung – abhalten sollten.
Wärmeschutz
Wie schon bei den Schichten angesprochen, ist für den Wärmeschutz die mittlere Schicht zuständig. Wer bei kälteren Temperaturen segelt, sollte auf eine gute und warme Mittelschicht achten, denn Segeljacken aus der Toplayer-Kategorie verfügen grundsätzlich nicht über ein wärmendes Innenfutter.
Eine ausreichend dicke Jacke – beispielsweise aus dichtem Fleece – ist also für den Wärmeschutz unerlässlich bei kühlerem Wetter. Auch Softshelljacken sind ein guter Schutz – besonders gegen Wind und Nässe. Einige Softshelljacken verfügen zusätzlich über ein Innenfutter aus Fleece, sodass neben dem Windschutz auch für die Wärme gesorgt wird.
Bewegungsfreiheit
Bewegungsfreiheit in der Segeljacke trägt sehr zu einem angenehmen Tragekomfort bei. Beim Segeln geht es mitunter sehr hektisch und schnell zu, da will man nicht darüber nachdenken, ob die Jacke die nötigen Bewegungen mitmacht. Dieser Punkt gilt nicht nur für Jacken, sondern beispielsweise auch für Segelhosen, die oft über vorgeformte Knie verfügen. Beim Kauf einer Segeljacke sollte man also darauf achten, dass die Jacke einerseits nicht zu eng ist, damit die Bewegungsabläufe nicht eingeschränkt werden und damit auch alle Schichten passen. Gleichzeitig sollte die Segeljacke aber auch nicht zu weit sein, damit man nicht irgendwo hängen bleibt. Individuelle Weiteneinstellungen durch Gummizüge und Klettverschlüssen an Saum und Bündchen sorgen dafür, dass der Sitz und die Passform optimal für den Träger eingestellt werden können.
Verstärkungen:
Bei Segelbekleidung werden manche Stellen besonders belastet. Bei den Segeljacken sind das zumeist die Ärmel. Damit man lange Spaß an seiner Jacke hat und sich diese Stellen nicht durchscheuern, sind bei vielen Jacken an den beanspruchten Stellen Verstärkungen angebracht. Diese Verstärkungen sind aus speziellem noch robusterem Material gefertigt.
Reflektoren
Die Wichtigkeit und Bedeutung von Reflektoren an Bekleidung kennt man aus dem Straßenverkehr: bei schlechten Sichtverhältnissen können Reflektoren für Fußgänger und Radfahrer überlebenswichtig sein. Das ist auf dem Wasser nicht anders. Schlechtes Wetter führt auch auf dem Wasser schnell zu miserablen Sichtverhältnissen, bei denen Reflektorstreifen an Jacken außerordentlich nützlich sind. Besonders wichtig ist die Sichtbarkeit, wenn man im schlimmsten Fall tatsächlich mal über Bord gegangen sein sollte: deswegen verfügen Offshore-Segeljacken über eine Kapuze in Signalfarbe! So wird man auch bei schlechtem Wetter noch bestmöglich gesehen.
Offshore-Kapuze
Sturmkragen
Toplayer-Jacken verfügen über einen sogenannten Sturmkragen, der sich dadurch auszeichnet, dass er besonders hoch ist. So werden Wind, Regen und Gischt besser abgehalten, da zusammen mit der passenden Kapuze fast nur noch die Augen freibleiben. Nacken und Gesicht sind so bestens geschützt und bleiben dadurch länger warm, was sich wiederum positiv auf die Körperwärme auswirkt.
Fleecefutter
Integriertes Brillenputztuch
Vorrichtung für Rettungswesten
Material
Die richtige Pflege
- Es ist sehr wichtig, beim Waschgang keinen Weichspüler zu benutzen, da dieser Silikone enthält und die Funktionen so beeinträchtigt werden können. Auch Waschmittel mit Duftstoffen und hohen Seifenanteilen sind schädlich, da die Fasern und Poren verstopft werden können. Mittlerweile gibt es spezielle Waschmittel für Funktionskleidung, die besonders schonend sind und die Funktionen der Bekleidungsstücke erhalten sollen.
- Segeljacken und dergleichen sollten nur im Schonwaschgang und höchstens bei 40 Grad Celsius gewaschen werden, da sonst die Membranen zerstört werden können. Auch das Trocknen im Trockner bekommt der Funktionskleidung im Regelfall nicht, weshalb man darauf verzichten sollte und die Kleidungsstücke lieber im Warmen trocknen lassen sollte.
- Im Laufe der Zeit werden die Funktionen jeder Outdoor- und Segeljacke geschwächt. Dieser Vorgang lässt sich zwar nicht vollständig aufhalten, allerdings kann man durch spezielle Imprägniersprays für Funktionsbekleidung nachhelfen, die äußere Beschichtung etwas langlebiger zu gestalten. Absolut wasserdicht wird eine Jacke durch solch ein Spray nicht (mehr), aber das Mittel hilft dabei, die wasserabweisende Beschichtung zu verstärken. So kann die Nässe nicht in die Fasern eindringen.
- Segeljacken und Segelhosen sollte man nach der Benutzung – besonders beim Einsatz auf Salzwasser – mit klarem Wasser abspülen und trocknen lassen. Auf keinen Fall zu eng zusammenlegen oder unnötig geknickt lagern, da gerade an diesen Stellen das Material schneller altern und durchlässig werden kann.